Flashpacker: Mobil in jeder Beziehung

Es reicht nicht, den Himmel über deinem Kopf zu ändern, so sprach einst schon Seneca. Erst die Loslösung vom Selbst mache das Reisen zur Erfahrung. Und seit Jahr und Tag war dies auch der grundlegende Gedanke des Backpacking. Junge Menschen an der Schwelle zum Erwachsenenalter wagen sich auf ein letztes Abenteuer rund um die Welt, fernab von der Sicherheit der Heimat. Doch die Wurzeln der Vernetzung reichen tiefer.


O tempora, o mores!

Dass Reiseführer und Faltkarten inzwischen nicht mehr zum mobilen Gepäck gehören, sondern durch Smartphones und Tablets ersetzt wurden, daran hat man sich mittlerweile gewöhnt. Der Urlaub von heute ist aber vor allem für junge Menschen kaum noch Reise – die Generation der stilbewussten Backpacker sind die Gründer einer neuen Wortschöpfung. Sie sind die Flashpacker. Ihr Koffer ist nicht länger nur mit dem notwendigsten gefüllt, sondern mit all den kleinen Ankern der digitalen Welt. Doch nicht nur das Smartphone gehört immer ins Gepäck, auch Tablet und Laptop sorgen für die ständige Vernetzung im Urlaub. Dabei sind die Flashpacker keineswegs abenteuerscheu. Im Gegenteil: Sie wollen nur eben alles auf einmal. Fremde Kulturen, ferne Städte, exotische Menschen, aber eben auch den Komfort des heimischen Internets und die Möglichkeiten, neue Erfahrungen mit digitalen Freunden zu teilen. Die stetige Erreichbarkeit wird genutzt, um mit den Liebsten zu skypen und auf neue Likes der Urlaubsbilder zu warten.

Auf Reisen nichts Neues

Damit hat sich auch die Anspruchshaltung des Flashpackers verschoben. Verschoben wohlgemerkt, nicht verändert. Denn auch dem Flashpacker ist seine Verwandtschaft zum Rucksacktouristen kaum abzusprechen. Nach wie vor sucht er nach den günstigsten Flügen, den billigsten Imbissen, den ganz besonderen Geheimtipps (frisch aus dem Netz recherchiert), nur bei der Unterbringung wird nicht gespart. Das Hotel darf ruhig etwas teurer sein oder sich als Design-Hostel ausgeben. Neben einem bequemen Bett auf Reisen gehört natürlich auch gratis WLAN zum Hotel dazu, denn auch die schönste Unterbringung ist nutzlos, wenn man vom Bett aus nicht im Netz surfen kann. Die Reiseindustrie hat sich längst darauf eingestellt und Flashpacker erwarten spezialisierte Hostels auf Reisen durch Europa oder Asien. Vor allem in den Metropolen fühlen die Flashpacker sich wohl, Madrid, Berlin oder Bangkok sind die zweite Heimat der durchaus betuchten Jungreisenden geworden. Man reist und man begegnet sich. Nur eingefleischte Nostalgiker reden diese Entwicklung schlecht. Neue Freunde macht man heute eben anders, man tauscht keine langwierigen Telefonnummern und Adressen mehr aus, sondern addet sich auf der Stelle. Und für Flashpacker heißt Reisen eben immer auch Teilen, mit neuen und alten Freunden.

Veröffentlicht in Urlaub & Reisen am 02.09.2013
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